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Aktualisiert: 2. Sept. 2020



Musik ist eines der ältesten Kulturgüter des Menschen. Einige Forscher gehen davon aus, dass der Mensch sich ohne die Fähigkeit zum Tönen, Singen und Trommeln nicht zu dem entwickelt hätte, was er heute ist. Ein hoch komplexes, fühlendes Wesen mit einem unerschöpflichen kreativen Potenzial. Fast jeder Mensch mag Musik und für die meisten unter uns ist Musik ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Beachtenswert ist allerdings, dass der Mehrheit nicht bewusst ist, wie sie mit Musik und dessen Konsum umgehen. Musik ist das Medium um Verbindung zu anderen Menschen und zu unseren eigenen Gefühle herzustellen. Daher hat Musik in der Entwicklungsgeschichte des Menschen bis zum heutigen Tag eine solch grosse Bedeutung. Da die passende Musik auch Gänsehaut erzeugen kann versuchen wir Menschen durch das hören von Musik eine innere Wärme und Geborgenheit zu erzeugen.

Meiner Beobachtung zufolge gibt es sechs Qualitäten wie Musik eingesetzt wird. Dabei ist es von Bedeutung, dass es nicht um eine Bewertung der einzelnen Qualitäten geht, sondern ausschließlich um deren Beschreibung. Die Reihenfolge der Beobachtungen habe ich nach der auftretenden Häufigkeit im Alltag gegliedert.



Musik zum Generieren einer Atmosphäre


Am häufigsten wird Musik genutzt, um zu einem gegebenen Anlass eine spezifische Atmosphäre im Raum zu schaffen. Die Musik bekommt die Funktion eine Grundstimmung im Raum zu etablieren und wird dezent im Hintergrund abgespielt.

So wird im privaten Bereich eine bestimmte Musik beispielsweise zum Aufstehen genutzt, im Bad zum Duschen, beim Frühstücken in der Küche, unterwegs in der Bahn oder im im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Auch in vielen beruflichen Kontexten wird Musik als Stimmungsaufheller genutzt, um positiv auf das Arbeitsklima einzuwirken.

Auch in der Yogapraxis wird Musik meist im Hintergrund zur Einstimmung und zur untermalung der Stunde genutzt. 



Musik als Vertreiber der Stille


Wie alles im Leben kann Musik in Bezug zum zuvor erläuterten Punkt, auch eine entgegengesetzte Betrachtung haben. Einerseits kann man behaupten, dass Musik eine Atmosphäre erzeugen soll, um einen Moment zu verschönern. Andererseits könnte eine zwanghafte Dauerbeschallung auch als Ausdruck einer Unfähigkeit betrachtet werden. Der Unfähigkeit mit der Stille im Raum, sich selbst, seinen Kollegen und Familienmitgliedern und dem was jetzt gerade ist, zu sein.

Was würde passieren wenn ich jetzt und den ganzen Tag ohne Musik, arbeiten, essen, laufen etc. - in Stille durch meinen Alltag gehen würde? Würde ich diese entstehende Stille aushalten? Was hält mich davon ab mich mit der Stille zu konfrontieren ? 

Wir alle kennen diesen Moment, wenn wir mit anderen Menschen in einem Raum zusammenkommen und Stille entsteht. Diese Stille ist den meisten von uns unangenehm, so dass wir als  Kollektiv dafür sorgen, dass diese Momente gar nicht erst entstehen. Potentielle Momente der Stille werden so oft durch Smalltalk oder Musik vermieden. 

Ein vermutung wäre das wir verlernt haben mit uns selbst in Kontakt zu sein das wahrzunehmen was an Gefühlen und Empfindungen in uns ist. In Stille Still zu sein würde mich in direkten Kontakt mit dem Inneren führen. Die Angst davor mit unschönen Emotionen wie Trauer, emotionalen Schmerz und evt. einer inneren Leere halten uns davon ab sich selbst in der Stille zu begegnen.




Bewegung im Einklang mit der Musik


Seit Jahrtausenden wird Musik als Medium genutzt, um Zusammengehörigkeit, Harmonie und Ekstase in einer Gruppe zu erzeugen. So ist heutzutage der zweithäufigste Umgang mit Musik der, bei dem wir uns mit der Musik verbinden und uns im Rhythmus der Musik bewegen. Dies geschieht am ehesten beim Tanzen, entweder mit einem Partner, beispielsweise beim Salsa, oder alleine in einem Club. Auch beim Yoga kann man sich im Einklang mit der Musik bewegen. Zum einen kann Musik als "Stimmungsmacher" eingesetzt werden, um den Einzelnen dazu zu motivieren, die eigenen Grenzen auszuloten. Zum anderen, um eine Verbindung von Musik, Bewegung und Atem zu schaffen. 

Am deutlichsten wird diese Verbindung beim Tāla Yoga sichtbar. Bei diesem Yoga System wird die Atmung und die Bewegungen in Harmonie mit einer eigens für den Atem komponierten Musik ausgeführt. 

Sich im Einklang mit der Musik zu bewegen, verändert unsere Wahrnehmung und führt uns in den gegenwärtigen Moment.

Dieser verbindende Umgang mit Musik kann auch bei Ritualtänzen der Naturvölker, der Sufis, sowie der Schamanen beobachtet werden.

Die Herausforderung beim Tāla Yoga besteht darin, sich auf den Einklang von Atmung, Bewegung und Musik einzulassen. Diese Musik, die sogenannten Yogatālas, wurden passend zur Atmung und der Yoga Praxis komponiert. Im Rhythmus der Yogatālas zu üben, unterstützt den Praktizierenden darin, während der gesamten Yoga Praxis hindurch einen messbar gleichmäßigen Atem zu etablieren und die Bewegungen werden harmonisch und weich.

Bezogen auf den Makrokosmos, entspricht die komponierte Musik den messbaren Bewegungen des Mondes um die Erde.

Im Mikrokosmos hingegen entspricht diese Musik dem Ruhepuls des menschlichen Herzschlages und fördert die Entstehung von Theta Wellen im Gehirn. Diese Theta Gehirnwellen sind die Basis für Konzentration, Kreativität und Entspannung und unterstützen den Zugang in einen meditativen Zustand. 




Musik als Objekt der Meditation


Das bewusste Zuhören hilft dem Menschen , sich in einen Zustand des "Nicht-Tuns" zu bringen. Ein Zustand, der die Beobachtung der eigenen Emotionen, Gedanken und inneren Bilder, die durch die Musik geweckt werden, zulässt. Dieser Kontakt mit sich selbst, wird von vielen Menschen als konfrontativ und intensiv empfunden, da er meist unterbewusst vermieden wird.

Diese intensive Verbindung mit der Musik, kann am besten bei einem Live Konzert, einem Klangbad oder in einer Yoga Piano Session erlebt werden. Wichtig ist dabei, dass der Körper entspannt positioniert wird und alle Mithörer sich möglichst ruhig verhalten, damit eine absichtslose Verbindung des Zuhörers mit der Musik entstehen kann. Hier kannst du in eine Yoga Piano Session reinschauen.




Selbst Musik spielen


Für viele Jahrtausende war das Produzieren von eigenen Klängen ein fester Bestandteil des Alltags der Menschen. Beim Jagen, Sammeln, bei Feiern, Festen, spirituellen Ritualen, Geburten, Totenfeiern, war das aktive Musizieren aller Beteiligten selbstverständlich. Irgendwann entstand auch in diesem Bereich eine Professionalisierung und das Singen beschränkte sich auf wenige Auserwählte. So erleben wir heute eine Gesellschaft, in der nur diejenigen öffentlich Singen, die es auch "wirklich" können - meist Profis. Obwohl bei den meisten Menschen eine starke Verbindung und grosse Sehnsucht nach Musik da ist, spielen immer weniger Menschen Musik bzw. trauen sich öffentlich zu singen.  Dieser Umstand ist sehr schade und fast tragisch, denn es gibt nahezu nichts, was uns Menschen direkter miteinander verbindet, als das gemeinsame Singen, Trommeln und Musizieren. Auch ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Singen glücklich macht und die Zunahme der Hormone und Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und der Beta-Endorphine fördert (Quelle). Singen schafft Gefühle der Verbundenheit und der Zuneigung. Sowohl das Gehirn, wie auch das Herz produzieren beim Singen Oxytocin – ein Hormon das u.a. bei Geburt, beim Stillen und beim Sex ausgeschüttet wird. Singen reduziert Stress, da es zu einem raschen Abbau der Stresshormone Kortisol und Adrenalin verhilft. Somit ist es nicht verwunderlich, dass in fast allen spirituellen Traditionen  Lieder, Gesänge und gemeinsames musizieren ganz zentrale Elemente von Ritualen und Festen sind. So wird auch in den meisten Yoga Traditionen der Unterricht mit einem traditionelle Mantra eingestimmt und beendet um ein gemeinsames einstimmen der Gruppe zu fördern und die spirituelle Bedeutung der Yogapraxis zu unterstützen.

Yoga in Verbindung mit Musik zu praktizieren kannst du auf meinem Youtube Kanal selbst ausprobieren.




Musik als Unterstützung zur Heilung


Musik wurde während aller Zeitepochen und nahezu in allen menschlichen Kulturen als Heilkraft eingesetzt und findet nun, im 21. Jahrhundert, zurück in die Medizin.

Es gibt mittlerweile kaum einen Bereich in der Medizin, der Musik als gesundheitsförderndes Instrument misst. So finden Anwendungen mit Musik beispielsweise im Bereich der Schmerztherapie, bei Tinnitus, Schlaganfall, Depression, Parkinson und Demenz statt.


Harmonische Töne vermögen weitaus mehr, als nur die Stimmung des Hörers zu heben. Musik und Gesang fördern nachweislich das Wohlbefinden von Körper und Seele. Studien belegen, dass das Hören von Musik während einer OP, sowie bei der Schmerztherapie danach, den Einsatz von schmerzstillender Medikamente reduziert. Durch gemeinsames Singen, zum Beispiel im Chor, gleichen sich die Herzfrequenzen der Teilnehmenden an und Singen hat dann einen ähnlichen Effekt wie gesundheitsfördernde Atemübungen beim Yoga. Demnach kann es auch heilend sein Mantren zu singen oder einfaches Tönen ins Leben zu integrieren. Wichtig ist dabei nicht die Qualität des Gesangs, sondern einzig die Freude am singen und tönen selbst.


Zusammenfassend scheint es ganz offensichtlich, dass Musik unser Leben in dem Maße bedeutend bereichern kann, wie bewusst ich die Art der Musik, den gewünschten Einsatz und die Intensität der Musik wähle und einsetze.

In diesem Sinn wünsche ich dir viel Freude und Genuss mit der Musik in deinem Leben

»Musik ist dort wo die Freude ist - Yoga ist da wo die Erkenntnis ist« (Esh Loh)


Tala Yoga Übungen







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